NRW: Bilanz am Ausbildungsmarkt 2018/19
Pressemitteilung von Agentur für Arbeit - Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen - Pressestelle
Nr. 32 / 2019 – 30. Oktober 2019
"Bilanz am Ausbildungsmarkt 2018/19
Der Ausbildungsmarkt in NRW entwickelt sich weiter von einem Stellen- zu einem Bewerbermarkt: Unternehmen fällt es zunehmend schwer, freie Ausbildungsplätze zu besetzen. Im Berichtsjahr 2018/2019 blieben 10.104 Lehrstellen unbesetzt. Insgesamt stieg das Lehrstellenangebot der Unternehmen in NRW um 4.118 oder 3,6 Prozent auf 119.931 Stellen. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sank im selben Zeitraum deutlich. 128.508 junge Frauen und Männer interessierten sich für die Ausbildung – das waren 5.295 Jugendliche und damit 4,0 Prozent weniger als im Vorjahr, die einen Ausbildungsplatz suchten. Trotz der weiter gestiegenen Zahl offener Stellen stieg auch die Zahl der jungen Menschen, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten: 7.372 Schülerinnen und Schüler galten als unversorgt.
Auf veränderten Ausbildungsmarkt einstellen
Keine Wahlfreiheit für Bewerberinnen und Bewerber
Bewerberinnen und Bewerber
56.976 junge Erwachsene haben im Verlauf des Berichtszeitraums einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Das sind mit einem Minus von 2.120 Personen oder 3,6 Prozent deutlich weniger als im vorhergehenden Jahr 2017/2018.
13.543 Jugendliche hatten bis zum Ende des Berichtsjahres eine Alternative (weiterer Schulbesuch/Studium, Freiwilligendienst, Auslandsaufenthalt, Erwerbstätigkeit), das waren 1.297 Personen bzw. 8,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Ungeachtet der Möglichkeiten, die sie haben, suchen diese Bewerberinnen und Bewerber grundsätzlich weiter nach einer Ausbildungsstelle, der sie den Vorzug geben würden.
7.372 Bewerberinnen und Bewerber hatten zum Ende des Berichtsjahres weder eine Ausbildungsstelle noch eine Alternative und galten damit als unversorgt. Das sind 253 Personen oder 3,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Eine wichtige Kennmarke ist die Relation zwischen Angebot und Nachfrage. Sie fiel auch im abgelaufenen Berichtsjahr noch negativ für die Nachfrage-Seite aus: Auf hundert Bewerberinnen bzw. Bewerber kamen in NRW nur 93 Stellenangebote. Das Verhältnis lag bei 1,0 zu 0,93. Das bedeutete allerdings auch eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als die Relation Stellen zu Bewerberinnen und Bewerber bei 0,87 lag.
Regional gab es in NRW erhebliche Differenzen: von 0,64 in Gelsenkirchen bis zu 1,53 in Siegen. Bei der Betrachtung der sechs Arbeitsmarktregionen fällt auf, dass aus Sicht der Nachfrage die Region Südwestfalen das breiteste Lehrstellenangebot bot – das Verhältnis Jugendliche zu Stellenangeboten betrug 1,27. Im Münsterland gab es 1,17 Ausbildungsstellen je Bewerber. Die für Bewerber ungünstigste Relation wies das Ruhrgebiet mit 0,79 vor dem Bergischen Land mit 0,86 auf.
Anders sieht die Relation unbesetzter Stellen zu unversorgten Bewerbern aus. Landesweit kamen auf hundert unversorgte Jugendliche 137 unbesetzte Stellen – eine Relation von 1,37. Regional betrachtet sticht Ostwestfalen-Lippe hervor: Hier lag das Verhältnis bei 0,7 unbesetzten Stellen je unversorgtem Bewerber. In allen anderen Arbeitsmarktregionen lag das Verhältnis unbesetzter Stellen zu unversorgten Jugendlichen zu Ungunsten der Arbeitgeberseite. In Südwestfalen kamen 2,27 Stellen, im Münsterland sogar 2,94 Stellen auf einen Ausbildungsplatzsuchenden.
Geflüchtete Menschen sind zunehmend erfolgreich am Ausbildungsmarkt. Bis zum Ende des Vermittlungsjahres konnten 3.292 junge Menschen mit einem Fluchthintergrund in NRW eine duale Berufsausbildung aufnehmen. Die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchthintergrund lag in NRW bei 799 jungen Menschen.
Qualifikation der Ausbildungssuchenden – viele Qualifizierte suchen noch
Geringfügig gestiegen um 0,5 Prozentpunkte ist der Anteil Jugendlicher mit mittlerem Bildungsabschluss. 68.854 Bewerberinnen und Bewerber hatten einen Real- oder Hauptschulabschluss – 53,6 Prozent aller Jugendlicher.
Die Anteile der Bewerberinnen und Bewerber ohne Hauptschulabschluss (2.726 Personen, plus 0,1 Prozentpunkte) oder ohne Angabe zur Schulbildung (6.089 Personen, plus 0,1 Prozentpunkte) sind im Vorjahresvergleich nahezu gleichbleibend.
Von den zum Stichtag 7.372 unversorgten jungen Menschen, die also weder über einen Ausbildungsplatz noch über eine Alternative verfügten, verfügte jeder bzw. jede Dritte über einen Realschulabschluss. 2.422 unversorgte Jugendliche hatten die Mittlere Reife, 10,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Bildungsabschluss machten mit 3.965 Personen 53,8 Prozent der unversorgten jungen Menschen aus. Fachabi oder Abi hatten 2.770 Personen oder 37,6 Prozent der unversorgten Jugendlichen.
Anzahl älterer Bewerber steigt
Weniger Bewerberinnen
TOP 10 der Ausbildungsplatzwünsche unversorgter Jugendlicher
Unversorgte Bewerber | Anteil | |
Insgesamt | 7.372 | 100,0 |
Kaufmann/-frau - Büromanagement | 616 | 8,4 |
Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 444 | 6,0 |
Verkäufer/in | 423 | 5,7 |
Medizinische/r Fachangestellte/r | 351 | 4,8 |
Industriekaufmann/-frau | 226 | 3,1 |
Kfz Mechatroniker - PKW-Technik | 200 | 2,7 |
Friseur/in | 188 | 2,6 |
Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung | 184 | 2,5 |
Fachinformatiker/in - Systemintegration | 183 | 2,5 |
Automobilkaufmann/-frau | 159 | 2,2 |
übrige Berufe | 4.398 | 59,7 |
Ausbildungsplatzangebote
TOP 10 der unbesetzten Ausbildungsstellen
Unbesetzte Stellen | Anteil | |
Insgesamt | 10.104 | 100,0 |
Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 744 | 7,4 |
Verkäufer/in | 517 | 5,1 |
Fachverkäufer – Lebensmittelhandwerk, Bäckerei | 491 | 4,9 |
Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r | 482 | 4,8 |
Friseur/in | 430 | 4,3 |
Handelsfachwirt/in (Ausbildung) | 302 | 3,0 |
Kaufmann/-frau - Büromanagement | 281 | 2,8 |
Koch/Köchin | 265 | 2,6 |
Medizinische/r Fachangestellte/r | 243 | 2,4 |
Fachwirt-Vertrieb Einzelhandel (Ausbildung) | 202 | 2,0 |
übrige Berufe | 6.147 | 60,8 |
Die regionalen Ausbildungsmärkte
Im Münsterland meldeten sich 10.964 Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit, 602 oder 5,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. 305 junge Menschen blieben bis zum Stichtag unversorgt. Die Zahl der Angebote nahm zu: 12.800 Stellen bedeuteten 535 oder 4,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. 898 Stellen waren zum Stichtag noch nicht besetzt.
In Südwestfalen kamen auf 11.712 Ausbildungsplätze - 118 oder 1,0 Prozent mehr als im vergangenen Jahr – 9.256 Jugendliche, 547 junge Menschen oder 5,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. 447 Bewerberinnen und Bewerber blieben unversorgt, 1.016 Stellen konnten nicht besetzt werden.
Im Ruhrgebiet boten Unternehmen am Ausbildungsmarkt 2018/2019 29.048 Stellen an. Das waren 1.449 oder 5,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Von den Stellenangeboten blieben 2.330 unbesetzt. Auf diese Stellen bewarben sich 36.798 junge Menschen, 1.160 Personen oder 3,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unversorgt waren am Ende des Vermittlungsjahres noch 1.730 junge Erwachsene.
Im Rheinland sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 1.694 Personen oder 3,8 Prozent im Vergleich zum Berichtsjahr 2017/2018 auf nun 42.441 Personen. Die Zahl der unversorgten Bewerber und Bewerberinnen lag bei 2.801 jungen Menschen. Auf der Angebotsseite verzeichnete das Rheinland einen Stellenzuwachs um 288 Angebote oder 0,7 Prozent auf 40.311 Stellen. Im Rheinland wurden damit die meisten Ausbildungsplätze angeboten. Unbesetzt blieben 3.863 Stellen.
In Ostwestfalen-Lippe waren mit 16.556 Bewerberinnen und Bewerbern 857 Jugendliche oder 4,9 Prozent weniger gemeldet als im Vorjahr. 1.046 junge Leute fanden keinen Ausbildungsplatz. Angeboten wurden 15.282 Lehrstellen, 639 oder 4,4 Prozent mehr als im Vorjahr. 737 Ausbildungsplätze konnten bis zum Stichtag nicht besetzt werden.
Betriebe und Unternehmen im Bergischen Land meldeten 11,2 Prozent oder 1.089 Stellen mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt gab es 10.778 Angebote. Dem standen 12.493 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber – 435 oder 3,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. 1.260 Stellen konnten nicht besetzt werden, 1.043 Bewerberinnen und Bewerber blieben zum Stichtag ohne Ausbildungsplatz.
Quelle: Pressemitteilung Nr. 32 / 2019 – 30. Oktober 2019 von Agentur für Arbeit - Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen - Pressestelle